Heute war der grosse Tag, ich war zum ersten Mal wirklich alleine unterwegs und habe direkt nach den Sternen gegriffen und bin nach Sydney gefahren.
Der Weg an sich waere nicht das Problem gewesen, doch meine Orientierung spielte nur so halb mit. Nach dem ersten Abbiegen war mir nicht mehr klar, in welcher Richtung nun die Bushaltestelle lag. Es war ein Abwaegen zwischen Instinkt und Erinnerung. Ich entschied mich fuer die Erinnerung, allerdings nur fuer die ersten 200 Meter. Ich war dann ueberzeugt, dass ich den Strassenverlauf noch nie gesehen hatte und war stolz auf meinen Instinkt. Innerlich triumphierend ging ich weiter.
Frohen Mutes begann ich also ein lange Wanderung bis zur Bushaltestelle, erschwert durch zahlreiche Huegel (es ist wirklich sehr huegelig) und eine lange Strecke. Nach dem ich etwa eine Viertelstunde unterwegs war, war ich sicher, dass ich sehr falsch war. Meinen Ausflug nach Sydney hatte ich innerlich schon abgeschrieben, da es mittlerweile kurz vor 11 war. Doch gegen kurz nach 11 das Wunder. Trotz des falschen Weges (davon war ich jetzt tatsaechlich ueberzeugt) hatte ich mein Ziel gefunden. Vielleicht 300 Meter davon entfernt, aber immerhin nicht auf der anderen Seite des Berges.
In einer waghalsigen Aktion ueberquerte ich die Schnellstrasse und entdeckte, dass mein Bus in 5 Minuten ankommen wuerde (Absichtlich hatte ich vorher nicht geguckt, wann genau er faehrt, damit ich nicht enttaeuscht waere, falls ich ihn verpassen sollte. Ausserdem wusste ich nicht, wie lange der Weg genau dauert), also war alles perfekt. Insgesamt hatte ich weit ueber eine halbe Stunde gebraucht (Uwe hat mit 15-20 Minuten gerechnet), aber ich war an meinem ersten Ziel.
Die Busfahrt selber kostete mich etwas ueber eine Stunde Zeit, in der ich ueberlegen konnte, was ich also in Sydney tun wollte. Ich entschied mich vorerst, den botanischen Garten in der Naehe der Oper in Angriff zu nehmen und dann zu gucken, wie viel Zeit ich noch hatte.
Der botanische Garten war schnell gefunden (man mag es kaum glauben) und wurde genauestens inspiziert (zumindest in den Sekunden, in denen kein waghalsiger Jogger verzweifelt versuchte mich ueber den Haufen zu rennen). Das Wetter war perfekt, sehr sonnig, sehr warm, aber nicht zu warm, ein leichter Wind.
Der Garten selber war ziemlich schoen, gross, gut gepflegt, ueberall auf den Wiesen waren Personen, die lasen, Sit-ups machten, boxten, joggten, guckten, fotografierten, mit ihren Familien da waren ...
Sehr vermutlich habe ich nur einen kleinen Teil des Gartens gesehen, aber ich musste weiter. So viel gab es noch zu entdecken.
An der Hafenpromenade bin ich zurueckspaziert Richtung Circular Quay, an dem ich auf dem Hinweg einige Prospekte mitgenommen hatte. Diese wurden an der Rueckseite des Opernhauses durchgeblaettert nach etwaigen Ausflugsmoeglichkeiten. Ich brauchte Pause.
Ich entschied mich, den Rest des Tages im Aquarium zu verbringen und begab mich auf den Weg. Doch ich entdeckte das Museum of Sydney und war der Meinung, dass ich ein paar Kenntnisse der Geschichte Sydneys (sind ja nur etwa 200 Jahre)doch besser zu Beginn erwerben sollte und so ging ich darein.
Vieles war echt interessant und auch gut gemacht (an einer Wand waren z.B. die eingeschifften Waren aus verschiedenen Laendern in Glasbausteinen aufgestellt, ein buntes Sammelsurium, das wirklich sehr eindrucksvoll aussah), anderes war weniger spannend (alte Scherben von irgendwas nicht mehr identiifizierbarem z.B.). Das Museum war ziemlich interaktiv gestaltet, man konnte u.a. fiktive Gespraeche zw. unterschiedlichen Gesellschaftsschichten simulieren (was ich leider nicht immer verstanden hab). Was ich ziemlich cool fand war ein Vergleich von Sydney vor 100 Jahren mit dem jetztigen anhand von Fotos und den Bau der Harbour Bridge, bei der man von beiden Seiten zu bauen begonnen hat.
Die Zeit verging wie im Flug und dann war es auch schon kurz vor halb 4. Eine kurze Rechnung ergab, dass ich noch 1 Stunde Busfahrt und eine halbe Stunde laufen vor mir hatte und ich wollte nicht mega spaet wiederkommen. Doch bevor ich losfuhr, wollte ich mir noch ein Wochenticket fuer Bus und Faehre kaufen. Leider war ich mir nicht sicher, ob ich eins nur fuer den gruenen Bereich benoetige, oder auch fuer den lilafarbenen. Das herauszufinden, war nicht unbedingt so einfach, ich bin hin und hergerannt zwischen Kaufschalter und zwei netten Busfahrern. Aber ich hab jetzt mein Ticket (Elanora Heights liegt genau auf der Grenze, ich hab jetzt den lilafarbenen TravelPass.)
Beim Aussteigen aus dem Bus hatte ich mir aus meiner Handinnenflaeche die Strasse notiert, an der ich ausgestiegen war (York St), um mir den Heimweg zu erleichtern. In der Hoffnung, dass es hier so funktioniert wie in Deutschland wollte ich mich dann auf dem Rueckweg gegenueber auf den Buergersteig begeben um dort nach einer moeglichen Bushaltestelle zu suchen.
Angekommen an der York St wurde ich allerdings bitter enttaeuscht, diese Strasse wurde nur in eine Richtung befahren. Ich musste also was anderes suchen. Parallel dazu fand ich recht zuegig eine Strasse, die raus aus Sydney ueber die Harbour Brigde fuehrt und war froh. Doch erst gabs da keine Bushaltestellen (ich war verzweifelt) und dann hunderte nebeneinander. An einigen stand leider nicht dran, welcher Bus von da abfuhr, so dass meiner durchaus haette dabei sein koennen. Und da fuhr er auch schon an mir vorbei, der L90. Schade. Ich wusste jedenfalls, dass ich nicht megafalsch war und begab mich auf die Suche, die Strasse weiter abwaerts. Eine lange Strasse! (Natuerlich haette der Bus auch aus irgendeiner Seitenstrasse einbiegen koennen, aber die Moeglichkeit versuchte ich zu ignorieren, irgendwo musste ich meine Suche ja starten.) Als ich voellig verzweifelt war (nein, so schlimm wars nicht. Ich war nur einfach sehr kaputt und meine Fuesse hatten einige aufgeraute Stellen, an denen die Schuhe nach 6 Stunden versagten), sah ich meine Rettung in gelber Weste, einen Busfahrer, der mit seinem Bus Pause machte. Ich fragte ihn, wo denn mein Bus abfaehrt und er zeigte auf eine Saeule, unweit von mir entfernt (10 Meter?)... Natuerlich...
Gluecklich zu wissen, dass ich noch am selben Tag in mein eigenes Bett fallen wuerde und in der Hoffnung auf viel Essen, konnte ich 20 Minuten spaeter in den Bus steigen.
Als ich in Elanora Heights angekommen war, hab ich dann auch tatsaechlich den richtigen Weg nach Hause genommen und war kurz nach halb 7 wieder hier.
Donnerstag, 10. September 2009
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