Auf den Tag genau vor einem Monat bin ich losgeflogen, Zeit fuer ein kleines Feedback. Wo gibts Unterschiede zwischen der australischen und der deutschen Lebensweise? Was werde ich in Deutschland vermissen, was fehlt mir hier?
Es gibt Kleinigkeiten, die fallen im Alltag kaum mehr auf: das nuschelige Englisch, dass die Austalier hier sprechen zum Beispiel. Manchmal muss man sich wirklich sehr bemuehen, um zu verstehen und um zu erkennen, wann ein mundfauler Aussie mal wieder ein Wort einfach weggelassen hat...
Auch klar war, dass die Autos auf der falschen Seite fahren, nicht immer denke ich daran, wenn ich mich auf den Beifahrersitz setzen moechte, hallo Lenkrad.
Ueber Schuluniformen habe ich zu Hause nicht nachgedacht, meine Meinung ist gespalten. Es gibt einige, die sehen an egal wem aus wie ein haesslicher Sack. Nicht sehr nett fuer die Kinder. Andere gibt es, die momentan modisch angesagt zu sein scheinen, die Kinder sehen gut darin aus. Jungs im Hemd find ich super. Widerum andere, vereinzelte Maedchen machen aus ihrer Schuluniform ihre eigene Mode, da sitzt der Rock schon mal hoeher, die Bluse ist am Bauch verknotet, oben ist ein Knopf auf. Kreativ, aber wohl nicht Sinn der Sache, denke ich.
Leider fuehren die Schuluniformen dazu, dass die Kinder / Jugendlichen Schwierigkeiten damit haben, einen eigenen Kleidungsstil zu entwickeln. Schlimm finde ich dabei Leggins, bei denen der Po nicht von einem laegeren T-Shirt oder einem Kleid verdeckt wird. Ueblich sind auch schicke Business-Anzuege mit Joggingschuhen.
Gut finde ich die Zuneigung der Australier zu Wasser ohne Kribbel, alle trinken Leitungswasser (wir haben einen Kuehlschrank, bei dem man auf Knopfdruck gekuehltes Wasser und auf Wunsch auch Eiswurfel oder crushed ice bekommt), Kribbelwasser oder einen Kasten mit Wasser habe ich hier noch nicht gesehen. In Manly gibt es wie so Brunnen, aus denen sich jeder Wasser abfuellen kann. Die wollen so der Umweltverschmutzung durch Wasserflaschen entgegenwirken.
Wenn ich hier morgens losgehe, um nach Sydney zu fahren, muss ich mich stellenweise entscheiden, ob ich es riskiere, auf der Strasse zu gehen oder in den Vorgaerten von Hundebseitzern. Buergersteig? Fehlanzeige! Strasse koennte ein Problem sein wegen des meist rasanten Fahrstils der Australier. Die Wohngebiete sind zwar regelmaessig durchzogen von Hueckeln, dass haelt den passionierten Autofahrer jedoch nicht davon ab, zwischen diesen mal ordentlich das Gaspedal nach unten zu druecken.
Hunde sind hier der beste Freund des Menschen, in Elanora Heights gibt es zwar nicht viele Geschaefte, aber ein Dog Stylist ist Pflicht. Auch sonst sieht man doch schon fast regelmaessig den ein oder anderen Laden, in dem es ausschliesslich um das Wohl unserer vierbeinigen Freunde geht. Doch in den Vorgaerten lauert noch ein weiteres Hindernis: Sperrmuell. Was im Haus nicht mehr gebraucht wird, wandert fuer unbestimmte Zeit in den Vorgarten. Dort wird es entweder von Nachbarn mitgenommen, die das ungeliebte Stueck noch gebrauchen koennen oder es steht halt so lange darum, bis der Sperrmuellwagen kommt. Ungefaehr zweimal im jahr sei dies der Fall, habe ich mir sagen lassen.
Laufe ich nicht Gefahr, gegen Sperrmuell zu rennen, so kann ich in den Gaerten haeufig Boote oder sehr grosse Autos in den Einfahrten betrachten. Wer braucht schon Kleinwagen?
Mit dem Bus unterwegs zu sein ist auch eine Sache fuer sich. Wenn man sich auskennt, kein Problem, faehrt man zum ersten Mal... na ja... ich hab ja schon beschrieben, wie das so ausgehen kann.
Fakt ist, die Bushaltestellen haben keine Namen. Jedenfalls stehen die nicht an den Bushaltestellenschildern dran. Geschweige denn, dass im Bus eine Anzeigetafel waere, die den naechsten Stopp ankuendigt.
Auch haben Busse hier offensichtlich die Angewohnheit eher zu frueh als zu spaet zu kommen oder einfach gar nicht. Ist man 5 Minuten zu frueh an der Bushaltestelle, kann das schon zu spaet sein. Dann wird daraus ein laengeres Warten, als wenn man zu spaet gewesen waere. Unschoen. Ueberhaupt, das mit dem In-den-Bus-Einsteigen ist nicht so einfach wie man denkt.
Der Busfahrer haelt nur an einer Haltestelle, wenn jemand gedrueckt hat von innen oder wenn jemand an der Bushaltestelle dem Fahrer winkt. An jeder Haltestelle steht deshalb "signal driver". Doch wie signaled man denn, ohne dass man sich zum Deppen macht? Einfach winken wie zum Abschied? Nur mal kurz den Arm auf die Strasse halten? Hysterisch mit den Armen fuchteln? Ich weiss es nicht und druecke mich davor, so gut es geht.
Hat der Bus dann gehalten, ist Ruhe angesagt. Zunaechst einmal steigen alle Fahrgaeste, die raus muessen, aus. Gerne auch vorne, nicht ohne dem driver ein freundliches "thanks" zugerufen zu haben. Dann wird eingestiegen und zwar in genau der Reihenfolge, in der die Leute an der Bushaltestelle angekommen sind.
Sollte rush hour sein, ist es moeglich, dass an zentralen Haltestellen lange Schlangen entstanden sind. Dabei ist es in der Schlange egal, mit welchem Bus man von der Haltestelle aus fahren will.
Ausserdem gibt es Busse, die zwischen 7AM und 7PM nur Leute einsteigen lassen, die vorher schon irgendwo ein gueltiges Busticket gekauft haben. Leider gibt es bisher kein erkennbares Prinzip, wann ein solcher Bus kommen wird.
Hat man Pech, muss man auf den naechsten Bus warten, oder stolzer Besitzer eines PrePay-Tickets sein.
Der Bus selber hat die Moeglichkeit auf einer Bus Lane, die rot ist, zu fahren um schneller voran zu kommen. Auf dieser Spur duerfen auch Autos fahren, wenn da 4 Insassen (glaube ich) drin sind. Weil ueberall Kameras sind, die kontrollieren, dass keine unerlaubt diese Bus Lanes benutzt, gibt es jetzt Puppen, die statt der Insassen in den Autos sitzen...
Die Busfahrer vorallem, aber auch eigentlich alle anderen Leute hier sind sehr freundlich. Natuerlich hoert man von jedem ein "How are you?", worauf niemand eine ehrliche Antwort zu hoeren wuenscht und natuerlich geht es einem auf den Geist, wenn nacheinander drei Verkaeuferinnen auf einen einstuermen und einen mit derselben, unindividellen Frage belauern, aber sobald man ein Problem hat, oder etwas wissen will, sind alle gelassen, freundlich und aeusserst hilfsbereit.
Bevor man sich ueberhaupt mit dem Nachnamen vorstellen kann, ist der zuvorkommende Gespraechspartner schon zum Vornamen uebergegangen, vor der wohlmoeglich beginnenden Verkaufsverhandlung wird noch schnell eine persoenliche Note in das Gespraech eingebracht. Haeufig startet die bei mir mit "Where are you from?" und schwuppdiwupp weiss man von allen Bekannten, Verwandten und Freunden des Gespraechspartners, die allesamt schon mal in Germany oder zumindest in der Naehe waren, die das Land lieben, oder die ueberhaupt nur schon mal davon gehoert haben.
Steht ein Kauf, z.B. in einem von unendlich vielen Shoppingcentern fest, gibts noch das Problem mit dem Geld. Scheinmaessig ist das kein Problem, mittlerweile weiss ich die Farben der dazugehoerigen Scheine. Woran ich mich nur schwer gewoehnen kann oder will ist die Anordnung der Muenzen. 2 Dollar sind ganz klein (etwa wie 10 Eurocent), der ein Dollar ist etwas groesser. Beide haben in etwa die Farbe der 10, 20 und 50 Eurocents. Das restliche Kleingeld (5, 10, 20, 50 Cent) wird mit dem Wert immer groesser, so dass man haeufig ein sehr volles und vorallem schweres Portmonnaie hat...
Bevor man einen Artikel kauft, sollte man vorher gewissenhaft einen Preischeck machen. So kann es sein, dass ein Shampoo in Laden 1 undgefaehr 5 Dollar kostet, in Laden 2 nur 3 Dollar und im naechsten Geschaeft sogar 6 Dollar.
Sydney selber ist, glaube ich, die sauberste Grossstadt, die ich je gesehen habe. Nirgendwo liegt was rum, kein Muell, keine Zigaretten, nichts.
Es gibt viele oeffentliche Toiletten, auch an den Straenden, und die, die ich bisher gesehen habe, sind alle sehr sauber. Das Gleiche gilt auch fuer die Straende.
Man sieht hier in der Stadt auch nicht so viele Bettler, nur vereinzelt mal einen.
Ab und an sieht man hier Schilder, die auf eine "alcohol free zone" hinweisen und vor manchem Zebrastreifen sieht man ein Schild, auf dem "Stop, Look, Listen, Think" steht.
Bleibt man ueber Mittag zu Hause, darf man sich nicht ueber fehlendes Essen beklagen, hier gibts abends ne ordentliche Portion, mittags haeufig nichts. Wird abends was geholt, sollte man mit den Essgewohnheiten der Asiaten vertraut sein: Haeufig wird zu Sushi gegriffen, es gibt viel chinesisch, Julia kam sogar schon in den Genuss von Hahnenfuss. Pizza schmeckt sehr anders als in Deutschland, in Manly hab ich mal eine richtig gute gegessen, die vom oertlichen Pizzadienst entsprach nicht ganz meinen Vorstellungen.
Die Lieblingsbeschaeftigung der Australier waehrend des Essens, fernsehgucken, finde ich etwas anstrengend, es kommt so haeufig Werbung, dafuer aber immer nur ganz kurz und auch die Auswahl an Werbung scheint stark begrenzt zu sein. Die meiste Werbung sieht zudem sehr laienhaft gemacht aus, mehr wie eine Powerpointpraesentation...
Ueber die PrePay-Vorstellungen bei Handys habe ich mich ja schon ausgelassen, ich empfinde es mehr als einen Vertrag, dass ich das aufgeladene Guthaben nur fuer einen Monat nutzen kann.
Ich denke, das Wichtigste habe ich jetzt aufgefuehrt, vielleicht faellt mir ja in Zukunft noch mehr auf.